Was ist der Unterschied zwischen Physiotherapie und Pohltherapie®?

Da ich sowohl Physiotherapeutin als auch Pohltherapeutin bin, werde ich immer mal wieder gefragt, was denn da eigentlich der Unterschied wäre? Auch ich habe mich das gefragt, nachdem ich als praktizierende Physiotherapeutin im Internet auf die Pohltherapie gestoßen war. Der Unterschied erschließt sich einem nicht auf den ersten Blick. Ich werde trotzdem eine Antwort aus meiner Sicht versuchen.

Was ist denn Physiotherapie?

Um die beiden Therapieformen unterscheiden zu können, müssen wir zunächst beide definieren. Da fängt für mich schon die Schwierigkeit an. Denn was versteht man eigentlich unter Physiotherapie? Unter Wikipedia findet man folgende Definition: „Physiotherapie, früher auch Krankengymnastik, ist eine Form spezifischen Trainings und der äußerlichen Anwendung von Heilmitteln, mit der vor allem die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des menschlichen Bewegungsapparats wiederhergestellt, verbessert oder erhalten werden soll.“ Damit ist aus meiner Sicht noch nicht wirklich definiert, was Physiotherapie beinhaltet und wie sie aussieht.

In der Ausbildung lernen angehende Physiotherapeuten sehr ausführlich die Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers kennen. Außerdem werden Krankheitsbilder gelehrt und einige therapeutische Techniken, wie z.B. die klassische Massage oder Griffe aus der Manuellen Therapie. Auch Trainingslehre und Bewegungsübungen sind Teil der Ausbildung.

In der Praxis muss eine Physiotherapeutin dann aus allen erlernten Techniken das auswählen, was dem Patienten voraussichtlich am besten helfen wird. Da kann es sein, dass man mit dem einen Patienten zunächst einmal nur das Aufstehen aus dem Bett und die ersten Schritte nach einer Operation übt. Mit einer zweiten Patientin dagegen trainiert man ihren Oberschenkelmuskel, damit sie nach einer Verletzung wieder ihrem Sport nachgehen kann. Und mit einer dritten Person arbeitet man mit manuellen Techniken daran, ein eingesteiftes Schultergelenk wieder beweglich zu machen. All das ist Physiotherapie und eine Physiotherapeutin kann bei der Behandlung ihrer Patienten auf alle Techniken zurückgreifen, die sie in der Ausbildung oder auch später in verschiedenen Fortbildungen gelernt hat. Folglich wird sich die Art der physiotherapeutischen Behandlung, die Sie bekommen, häufig je nach behandelndem Therapeuten unterscheiden.

Was ist die Pohltherapie®?

Die Pohltherapie ist eine Therapieform, die sich aus 5 Bausteinen zusammensetzt. Das übergeordnete Ziel ist es, verspannte Muskulatur dem Gehirn wieder präsent zu machen. Dadurch soll das Gehirn neu lernen, diese verspannte Muskulatur willkürlich lockerlassen zu können.

Wie ein roter Faden zieht sich durch die ganze Therapie die Körperwahrnehmungsschulung. Denn erst das, was man wahrnimmt, kann man auch verändern.

Daneben werden manuelle Techniken, wie die muskuläre Schmerzpunktbehandlung und die Bindegewebsmassage angewandt. Außerdem werden die Patienten durch gezielte An- und Entspannungsübungen mit einzelnen Muskeln (neu) vertraut gemacht und sie erlernen jeweils passende Bewegungsübungen für zu Hause.

Gibt es dann überhaupt einen Unterschied?

Wenn Sie mich fragen, kann die Pohltherapie durchaus als eine Art der Physiotherapie verstanden werden. Es werden keine Techniken angewandt, die einem Physiotherapeuten völlig fremd sind. Allerdings ist die Pohltherapie aus meiner Sicht eine sehr effektive Kombination verschiedener Elemente.

Das Wichtigste und eventuell der eigentliche Unterschied ist allerdings die Denkweise, die hinter der Pohltherapie steckt: Der Grundgedanke der Pohltherapie ist, dass Schmerzen und Beschwerden aus zu fester Muskulatur oder zu hartem Bindegewebe resultieren. Entsprechend suche ich nach verspannter Muskulatur und versuche, diese zu lockern und wieder in Bewegung zu bringen. Im Unterschied dazu herrscht in manch einer physiotherapeutischen oder auch ärztlichen Praxis noch die Überzeugung, dass die Probleme durch zu schwache Muskulatur entstehen. In Folge dessen wird Muskelaufbau, Stabilisation und Training empfohlen oder praktiziert. Viele meiner Patienten berichten, dass sie danach oft noch mehr Schmerzen empfunden haben. Was nachvollziehbar erscheint, wenn man vom Ansatz der Pohltherapie her denkt.

Ebenso werden von Therapeuten oder im Internet häufig Dehnungen empfohlen. Auch das unterscheidet die Pohltherapie von vielen anderen Therapieformen. Hier wird empfohlen, den verspannten Muskel immer nur so weit zu „verlängern“, wie es schmerz- und spannungsfrei geht. Anschließend lassen wir den Muskel wieder kontrahieren, um danach wieder nachzugeben/loszulassen. Das Gehirn lernt dadurch, den Muskeln bewusst anzuspannen und anschließend wieder locker zu lassen, was den Bewegungsumfang wesentlich schonender und anhaltender erweitert als das passive Dehnen.

Mein Fazit

Als Physiotherapeutin kann ich Ihnen aus voller Überzeugung zur Pohltherapie raten. Sie ist eine fundierte, alltagsbezogene Therapie. Sie orientiert sich an der funktionellen Anatomie des Menschen und ist gut bei chronischen Schmerzen oder Beschwerden ohne erkennbare Ursache anwendbar.

Als Pohltherapeutin rate ich Ihnen umgekehrt nicht von „klassischer“ Physiotherapie ab, auch nicht bei chronischen Schmerzen. Es gibt durchaus viele sehr fähige Physiotherapeuten. Und manchmal haben Sie vielleicht einfach noch nicht den/die richtige Therapeutin gefunden. Außerdem gibt es natürlich die unterschiedlichsten Krankheitsbilder und nicht für alles ist die Pohltherapie der richtige Ansatz. Zur Mobilisierung nach einer Operation, bei neurologischen Erkrankungen, bei einer Fraktur etc. werden Sie in einer physiotherapeutischen Praxis mit Sicherheit gut versorgt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes Bauchgefühl bei der Wahl Ihres Therapeuten und eine erfolgreiche Therapie.

Wenn Sie gerne die Pohltherapie kennenlernen wollen, vereinbaren Sie einfach einen ersten Termin in meiner Praxis. Auch für andere physiotherapeutische Themen stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung. Ich freue mich über Ihre Kontaktaufnahme.