Können Kopschmerzen mit Fußfehlstellungen zusammenhängen?
Kürzlich war ich mal wieder auf einer spannenden Fortbildung der Funktionellen Orthonomie und Integration (FOI). Die FOI ist eine ganzheitliche manualtherapeutische Behandlungsmethode, bei der durch schmerzfreie, sanfte Impulse der Körper zur Selbstregulation angeregt wird. Es geht dabei darum, Fehlstellungen und Dysfunktionen der Wirbelsäule und der einzelnen Gelenke zu erkennen und den Körper dazu anzuregen, sich wieder funktionell auszurichten.
In diesem Fortbildungssegment ging es speziell um die untere Extremität, also Füße, Knie und Hüften. Diese Gelenke werden in der FOI aber niemals völlig isoliert betrachtet und behandelt, sondern immer im Zusammenhang mit dem ganzen Körper, insbesondere der Wirbelsäule. Denn die Erfahrung zeigt, dass sowohl die Wirbelsäule die Gelenke darunter beeinflussen kann, als auch die Extremitätengelenke die Wirbelsäule.
Wie beeinflusst die Wirbelsäule die Füße?
Der Zusammenhang zwischen Wirbelsäule und Füßen besteht unter anderem durch die nervalen Verbindungen. Alle Nerven, die die Füße versorgen, seien es sensible, motorische oder vegetative Nerven, kommen aus der Wirbelsäule. Wenn dort eine Fehlstellung einzelner oder mehrerer Wirbel vorliegt, kann das die Nervenleitung beeinträchtigen. So kann insbesondere eine Störung im Bereich des 5. Lendenwirbels Auswirkungen auf die Unterschenkel und Füße haben. Es kann zum Beispiel zu Durchblutungsstörungen, kalten Füßen, Reizungen der Achillessehne oder auch Wadenkrämpfen kommen.
Wie beeinflussen die Füße die Wirbelsäule?
Andersherum können Störungen der Gelenkfunktion an den Füßen alle darüberliegenden Gelenke des Körpers beeinflussen. Unser Körper ist ganz ohne unser willkürliches Zutun ununterbrochen damit beschäftigt, sich im Gleichgewicht zu halten. Verschiebt sich ein Gelenk zu einer Seite, wird diese Gewichtsverlagerung durch eine Gegenbewegung weiter oben wieder ausgeglichen. Denn anderenfalls würden wir aus dem Gleichgewicht geraten und umkippen. Das oberste Ziel unseres Systems ist es, unsere Augen immer in der Waagrechten zu halten.
Stellen Sie sich einmal vor, dass Sie mit dem rechten Knöchel nach außen umknicken. Vermutlich reagiert Ihr Körper in Bruchteilen einer Sekunde mit einer Gegenbewegung, so dass Sie trotzdem aufrecht bleiben. Auch wenn Sie danach keinen Bänderriß haben, kann dieses Umknicken Auswirkungen auf Ihre gesamte Statik haben. Schauen wir uns mal an, wie das funktionieren kann:
Am Knöchel geraten die Bänder an der Außenseite beim Umknicken unter eine hohe Zugspannung. Diese Bänder verbinden den Fuß mit dem Wadenbein, also dem äußeren Unterschenkelknochen. Durch den Zug auf die Bänder am Knöchel wird also auch Zug nach unten am Wadenbein ausgeübt. Am Wadenbein wiederum setzt in der Nähe des Kniegelenks der Biceps femoris an, einer der hinteren Oberschenkelmuskeln. Bei Stress von unten (Zug am Wadenbein), kommt auch dieser Muskel in „Zugzwang“ und erhöht seine Spannung. Da er mit seinem oberen Ende am Sitzbein des Beckens ansetzt, hat das dann wiederum Auswirkungen auf die Position des rechten Beckens: Die Darmbeinschaufel wird rechts tendenziell nach hinten und unten gezogen. Damit haben wir einen Beckenschiefstand, unter Umständen mit einer Blockkade im Iliosacralgelenk (ISG). Wenn das Becken schief steht, überträgt sich das unmittelbar auf die Wirbelsäule. Ein schiefstehender Wirbel in der Lendenwirbelsäule wird dann durch andere Wirbel in der Brust-und Halswirbelsäule mit einer Gegenbewegung wieder ausgeglichen, damit der Kopf als letztes Glied in der Kette wieder waagrecht stehen kann.
Warum behandle ich den Fuß bei Kopfschmerzen?
Wahrscheinlich haben Sie jetzt schon verstanden, warum es sinnvoll ist, auch bei Kopfschmerzen oder Nackenverspannungen den ganzen Körper bis hin zum Fuß zu untersuchen und gegebenenfalls zu behandeln. Denn wenn am Fuß oder Knöchel ein Gelenk in einer Fehlstellung fixiert ist, kann ich noch so viel die Nackenmuskulatur lockern und die Halswirbelsäule mobilisieren. Der Körper wird immer wieder darum bemüht sein, die Fehlstellung, die von unten kommt, auszugleichen, indem er Wirbel der Halswirbelsäule zur Seite neigt und dreht. Der ganze Therapieerfolg einer Nackenbehandlung wird dann vermutlich nur vorübergehend sein, solange nicht auch die Füße, das Becken oder die untere Wirbelsäule wieder im Lot sind.
Sind Sie interessiert an einer ganzheitlichen Behandlung ihrer Kopfschmerzen? Dann nehmen Sie gerne Kontakt mit mir auf.