Einatmen-ausatmen… manchmal gar nicht so selbstverständlich!

Gerade komme ich von einem Fortbildungswochenende der Pohltherapie. Unter anderem wurde dort das Thema „Atmung“ vertieft. Schon während der Ausbildung der Pohltherapie wird diesem Thema ein ganzes Segment (10 Tage) gewidmet. Daran und vor allem in der Praxis, zeigt sich, wie wichtig dieses Thema für sehr viele Patienten ist. Da gibt es zum einen die Personen, die gezielt mit einem Atemproblem zu mir kommen. Zum Beispiel haben sie das Gefühl, dass ihnen der Hals zugeschnürt ist oder permanent ein Kloß im Hals sitzt. Oder der Brustkorb fühlt sich zu eng an. Da ist es leicht nachvollziehbar, dass dabei auch das Atmen erschwert ist.

Versteckte Atemprobleme

Zum anderen gibt es aber auch Patienten und Patientinnen, die sich gar nicht bewusst sind, dass sie ein Atemproblem haben. Sie kommen vielleicht wegen Schwindel oder Benommenheit zu mir in die Praxis. Oder mit ständiger Übelkeit. Oder mit Schmerzen im Bereich des Beckenbodens.

Da ich mir meine Patienten immer von Kopf bis Fuß anschaue, achte ich auch darauf, wie sie atmen. Gerne fordere ich sie bereits beim ersten Termin dazu auf, einmal tief in den Bauch zu atmen. Was ich dabei sehr häufig sehe, ist ein Brustkorb, der sich weitet und ein Bauch, der dabei eingezogen wird. Aber wie sollte Atmung denn eigentlich physiologisch ablaufen?

Entspannte Bauchatmung

Das Zwerchfell ist unser stärkster Atemmuskel. Dieses liegt wie eine Kuppel im unteren Bereich des Brustkorbs. Bei der Einatmung senkt sich diese Kuppel ab und erzeugt damit einen Unterdruck in den Lungen. Dadurch wird die Luft in die Lungen eingesaugt.

Unter dem Zwerchfell befinden sich diverse Organe, wie zum Beispiel Magen, Leber und Darm. Damit sich das Zwerchfell nach unten absenken kann, müssen diese Organe Platz machen. Sie rutschen etwas nach unten und vorne.

Mit der Ausatmung entspannt sich das Zwerchfell wieder und zieht sich nach oben zurück. Die Luft wird aus den Lungen „rausgeschoben“ und die Organe können wieder nach oben rutschen.

Wodurch kann die Atmung ausgebremst werden?

Dieser Atemmechanismus, den wir die Bauchatmung nennen, kann leider sehr leicht gestört werden. Die Ursache dafür liegt häufig im Bereich des Bauches. Wenn sich das Zwerchfell nach unten absenken soll, müssen die Organe nach vorne und unten rutschen können. Das können wir aber sehr gut verhindern, wenn wir zum Beispiel krumm am Schreibtisch sitzen. Dann wird der Bauch zusammengedrückt und nichts kann sich darin mehr bewegen. Probieren Sie es doch mal aus! Genau den gleichen Effekt erreichen wir, wenn wir den Bauch willkürlich oder unwillkürlich einziehen oder festmachen. Auch das können Sie sehr leicht ausprobieren.

Was passiert, wenn wir nicht mehr entspannt in den Bauch atmen?

Den meisten Menschen fällt es allerdings zunächst gar nicht auf, dass sie sich selbst die Atmung blockieren, wenn sie den Bauch einziehen oder krumm sitzen. Das liegt daran, dass wir dann immer noch die Möglichkeit haben, in den Brustkorb zu atmen. Wir nennen das die Hochatmung. Dabei werden die Rippen beim Einatmen nach oben angehoben und der Brustkorb wird weiter. Beim Ausatmen senken sich die Rippen wieder und der Brustkorb wird schmaler. Die Muskeln, die diese Bewegung möglich machen, befinden sich zwischen den einzelnen Rippen und oben am Hals und Nacken. Diese Muskeln werden auch Atemhilfsmuskeln genannt und sind eigentlich für den Fall von großer körperlicher Anstrengung gedacht, Wenn Sie beim Einatmen die Rippen hochziehen und sich dabei im Spiegel anschauen, können Sie vielleicht erkennen, wie einzelne Muskeln am Hals deutlich hervortreten.

Wenn wir nun diese Hochatmung dauerhaft als normale Atmung nutzen, kann das zu einer Überlastung der genannten Atemhilfsmuskeln führen. Was sich zum Beispiel als erhöhte Spannung oder Verspannungen im Hals und Nacken bemerkbar machen kann. Vielleicht bekommt der Körper aber auch den Eindruck, sich permanent besonders anstrengen zu müssen, den nötigen Sauerstoff aufzunehmen. Sie atmen immer schneller und immer oberflächlicher und kommen möglicherweise in eine unbewusste Hyperventilation. Das könnte dann Schwindel oder Benommenheit oder auch Übelkeit und Kribbeln auslösen.

Einatmen-ausatmen… wie geht es Ihnen dabei?

Ist Ihnen selbst schon aufgefallen, dass Sie nicht mehr entspannt in den Bauch atmen können? Oder plagen Sie sich mit Beschwerden, wie „Kloß im Hals“, Enge im Brustkorb, Missempfindungen, Schwindel oder einfach chronischen Verspannungen? Dann schaue ich gerne bei einem ersten Termin in meiner Praxis, ob dafür Ihre Atmung mit verantwortlich sein könnte. Wenn dies der Fall sein sollte, werden wir im Weiteren daran arbeiten, Ihnen die physiologische Bauchatmung wieder zu ermöglichen. Dazu ist es häufig nötig, verspannte Rumpfmuskulatur zu lockern und Beweglichkeit im Rumpf oder Brustkorb wieder herzustellen. Ganz nebenbei werden Sie vermutlich feststellen, wie die Konzentration auf das Atmen den ganzen Körper entspannen kann.

Probieren Sie es doch einfach mal aus und vereinbaren einen ersten Termin!