Die Top 10 der Verspannungen -Teil3 Sternocleidomastoideus

Heute möchte ich Ihnen einen Muskel vorstellen, dessen Name fast unaussprechbar ist: der Sternocleidomastoideus (SCM). Sein Name setzt sich aus den Knochen zusammen, die er verbindet. Dieser Muskel hat seinen Ursprung am Kopf, unten hinter dem Ohr. Dort kann man einen knöchernen „Knubbel“ ertasten, den Processus Mastoideus. Von hier aus zieht er am seitlichen Hals entlang nach unten zum inneren Teil des Schlüsselbeins (Clavicula) und zum Brustbein (Sternum). Bei vielen Menschen ist dieser Muskel deutlich sichtbar.

Der Schildkrötenhals-Muskel

Warum wird er auch der „Schildkrötenhals-Muskel“ genannt? Nun, das liegt daran, dass er unter anderem dann im Einsatz ist, wenn man den Kopf nach vorne schiebt, z.B. um am Monitor besser lesen zu können. Eine weitere Funktion des Sternocleidomastoideus ist die Kopfdrehung.

Besonders bei Bürotätigen ist dieser Halsmuskel häufig im Dauereinsatz. Entweder hilft er mit, den Kopf in Richtung des Bildschirms zu ziehen und dort über längere Zeit zu halten. Vielleicht ist aber auch der Arbeitsplatz so ausgelegt, dass der Kopf überwiegend zu einer Seite gedreht wird. In diesem Fall wäre dann einer von beiden Halsmuskeln fester als der andere.

Auswirkungen von Verspannungen im Sternocleidomastoideus

Wenn sich der Sternocleidomastoideus verspannt, kann dies zu den unterschiedlichsten Beschwerden führen. Durch seine Nähe zum Ohr kann er zum Beispiel bei der Entstehung von Ohrenschmerzen oder Tinnitus eine Rolle spielen. Ebenso kann er Kopfschmerzen auslösen, die teilweise in den Augen, der Stirn oder im Hinterkopf zu spüren sind. Manchmal ist er auch an funktionellen Beschwerden beteiligt, wie bei Schluckbeschwerden, Kloßgefühl oder Schwindel. Da sich unterhalb des SCM die Halsschlagader befindet, die bestimmte Rezeptoren zur Regulierung des Blutdrucks enthält, kann eine erhöhte Spannung des Muskels auch mit Veränderungen des Blutdrucks einhergehen.

Außerdem kann der SCM natürlich auch an Bewegungseinschränkungen der Halswirbelsäule beteiligt sein.

Es lohnt sich also, diesem oft unterschätzten Muskel etwas Aufmerksamkeit zu schenken und gegebenenfalls durch gezielte manuelle Behandlungen und durch Übungen für Entspannung und Ausgleich zu sorgen.

Ist Ihr Sternocleidomastoides verspannt?

Der SCM ist ein Muskel, der nicht so schnell mit Schmerz auf Verspannungen reagiert, so wie Sie das vielleicht von Ihren Nackenmuskeln eher kennen. Wenn ich ihn bei meinen Patienten allerdings zwischen die Finger nehme und leichten Druck ausübe, finde ich sehr häufig schmerzhafte Stellen, sogenannte Triggerpunkte, in diesem Muskeln.

Um herauszufinden, ob Ihr Sternocleidomastoideus verspannt ist, können Sie einen einfachen Selbsttest durchführen:

  1. Legen Sie sich auf den Rücken und platzieren Sie ein kleines Kissen unter Ihrem Kopf, um die Nackenmuskulatur zu entspannen.
  2. Drehen Sie Ihren Kopf etwas nach rechts und heben Sie ihn leicht vom Kissen ab.
  3. Tasten Sie mit Ihrer rechten Hand die linke Seite Ihres Halses ab.
  4. Sie werden einen Muskelstrang spüren, der diagonal von hinter Ihrem Ohr zur Mitte des Schlüsselbeins und Brustbeins verläuft – das ist Ihr Sternocleidomastoideus.
  5. Nehmen sie diesen Muskel zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann drücken Sie vorsichtig entlang dieses Muskels und suchen nach schmerzhaften Stellen, sogenannten Triggerpunkten. Bitte geben Sie keinen Druck zum Hals hin nach innen. Dort verläuft die Halsschlagader!
Erste Hilfe für den Sternocleidomastoideus

Sollten Sie nun festgestellt haben, dass sich in Ihrem Sternocleidomastoideus diverse Schmerzpunkte befinden, können Sie selbst schon für etwas Entspannung sorgen.

  1. Nehmen Sie den Muskel wieder, wie oben beschrieben, zwischen Daumen und Zeigefinger und üben Sie etwas Druck auf die schmerzhaften Stellen aus. Der Schmerz sollte spürbar, aber noch gut auszuhalten sein.
  2. Beginnen Sie, Ihren Kopf leicht nach links und rechts zu drehen. Bewegen Sie nur so weit, wie es leicht geht und sich gut anfühlt.
  3. Wiederholen Sie diese Bewegungen, bis Sie eine Entspannung im Muskel spüren oder der Schmerz nachlässt. Manchmal kann man auch bemerken, dass die Bewegung aufeinmal leichter oder größer wird.
  4. Achten Sie darauf, die Bewegungen langsam und kontrolliert auszuführen, und wiederholen Sie sie an allen Stellen des Muskels, die auf Druck schmerzhaft reagiert haben.
  5. Wie fühlt sich Ihr Hals und Nacken nach dieser Selbstbehandlung an? Spüren Sie auch mal nach, wenn Sie sich wieder aufgerichtet haben (Achtung Kreislauf!).

Sollten Sie weitere Unterstützung wünschen, um Ihre Verspannungen zu lösen, nehmen Sie gerne Kontakt zu mir auf. Der SCM ist wahrscheinlich nur ein Muskel von vielen, die bei Ihren Beschwerden eine Rolle spielen könnten.